Saphenion®: Der besondere Fall – 92-jährige Patientin simultan an 4 Stammvenen therapiert
Saphenion®: Der besondere Fall – Im Juli diesen Jahres stellte sich eine 92-jährige Patientin erstmals in unserer Rostocker Praxis vor. Sie hatte eine Empfehlung von einer weiteren Patientin bekommen. Beim langen Anamnesegespräch berichtete uns die Patientin von ihrer Großmutter, die ebenfalls unter Krampfadern gelitten hatte. Die Großmutter war in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren worden. Zu dieser Zeit gab es noch keine effektiven Therapiemethoden für die Krampfadern an Stammvenen – es waren noch nicht einmal die pathophysiologischen Mechanismen von Krampfadern beschrieben!
Und Frau K. konnte sich sehr gut an die Beschreibung ihrer Grossmutter über das chronische Leiden an offenen und entzündeten Unterschenkelgeschwüren erinnern. Bei ihrer Grossmutter gab es keine effektiven Heilmethoden, der Verband war die einzige Methode.
Diese Beschreibung war für unsere Patientin der Hauptgrund, sich trotz ihres schon hohen Alters in unserer Fachpraxis vor zu stellen, zumal auch sie bereits seit Jahren unter Offenen Beinen litt. Wörtlich sagte sie zu uns:“…ich möchte die letzten 10 Jahre meines Lebens ohne Schmerzen erleben können…!“
Das war uns ein nachhaltiger Grund, das leitliniengerechte diagnostische Procedere durch zu führen – Klinische Untersuchung, Funktionsdiagnostik und Duplex-Ultraschall der Beingefäße – und sie in einem fast 60 – minütigen Gespräch über die Diagnose, die möglichen Therapieoptionen und den möglichen post operativen Verlauf auf zu klären.
Nach diesen ausführlichen Erläuterungen erklärte sie spontan: “ das lasse ich machen – aber erst im Herbst, da vorher das Knie noch behandelt werden muß…“
Saphenion®: Der besondere Fall – Offene Beine und Krampfadern aller 4 Stammhautvenen
Die klinische Untersuchung der Patientin ergab – analog zur Großmutter – ein vieljähriges Leiden an „Offenen Beinen“, die Funktionsdiagnostik zeigte eine massiv pathologische Messung im Sinne eines erheblichen venösen Rückflusses und stark erhöhter Venendruckwerte in den Unterschenkelvenen.
Die anschließende Duplex – Ultraschalluntersuchung der Beingefäße zeigte zunächst unauffällige arterielle Gefäße ohne Zeichen einer Minderdurchblutung der Beine. Die Stammhautvenen an beiden Beinen zeigten einen massiven Rückfluss des venösen Blutes in die Unterschenkelvenen, dazu kam eine teilweise erhebliche Aufdehnung der Stammvenen (Aneurysma der Vena saphena magna).
Somit war die Indikation zu einer – nicht radikalchirurgischen – Kathetertherapie gegeben und in Hinblick auf Alter und Befund auch Therapie der 1. Wahl. Dazu sollte möglichst keine Narkose notwendig sein und auch die sonst übliche straffe Kompressionsstrumpftherapie sollte auf die Areale der offenen Hautgeschwüre begrenzt bleiben.
Deshalb entschieden wir uns für den non – thermischen Venenkleber. Keine Narkose, keine großflächiche Anästhesie und die Möglichkeit einer simultanen Therapie aller 4 Stammkrampfadern in einer Sitzung sprachen eindeutig für dieses Therapieverfahren.
Saphenion®: Der besondere Fall – eine simultane Venenkleber – Therapie an allen erkrankten Venen
Wir führten die simultane Therapie an den 4 Stammkrampfadern (vena saphena magna x2, vena saphena parva x2; GSV x2, SSV x2) mittels VenaSeal®-Venenkleber durch. Zunächst begannen wir in Rückenlage der Patientin. Nach der intravenösen Injektion von 1 Ampulle Dormicum führten wir die duplexsonografische präoperative Vorbereitung der Venenpunktion durch, d.h. wir stellten eine optimale Venenanatomie zur Punktion mit der Katheternadel an beiden Beinen gleichzeitig dar.
Anschließend begannen wir am re. Bein mit der Punktion der großen Stammvene (Vena saphena magna, GSV), der Einführung und duplexsonografisch gesteuerten Lokalisation des VenaSeal® Teflonkatheters und verschlossen dann die teilweise dtl. erweiterte Stammkrampfader mit Klebepunkten alle 3-2 cm (je nach Durchmesser des Gefäßes). Dieses Manöver war nach ca. 12 Minuten beendet. Anschließend wechselten wir die Op-Tisch – Seite und führten analog die Verklebung der li. großen Stammvene (Vena saphena magna) durch. Auch hier brauchten wir ca. 11 Minuten.
Dann baten wir unsere 92 – jährige Patienten, sich auf dem Behandlungstisch auf den Bauch zu drehen. Mit unserer Hilfe klappte dieses Manöver recht schnell. Und so folgte dann nach erneuter Op – Feld – Desinfektion und steriler Abdeckung die Therapie an den beiden hinteren Stammkrampfadern (Vena saphena parva, SSV) ebenfalls in der in den Internationalen und Deutschen Leitlinien empfohlenen nonthermischen Venenkleber – Technik. Ein Resultat ist in den Ultarschallbildern unten sichtbar. Die Therapie dauerten alles in Allem ca. 45 Minuten.
Saphenion®: Der besondere Fall – das Therapie – Resultat und die Empfindungen der Patientin
Es war ein besonderer Fall und deshalb fragten wir die Patientin am Tag nach der Therapie auch nach ihren Eindrücken:
Sie war zunächst sehr überrascht, wie schnell die Behandlung an allen 4 Venen abgelaufen war, äusserte sich auch sehr angetan über die nach der Therapie durchgeführte Massagetherapie an beiden Beinen und die zusätzliche Sauerstoff – Mehrschritt – Therapie. Sie verließ die Praxis in Begleitung Ihres Sohnes selbstständig laufend.
Am ersten Tag nach dem umfassenden Eingriff kam sie sehr gut gelaunt in die Praxis. Und sie berichtete davon, daß sie bereits einen Morgenspaziergang durchgeführt hatte. Die duplexsonografischen Nachuntersuchungen ergaben an allen 4 Stammkrampfadern einen regelrechten Verschluss der behandelten (verklebten) Krampfadern. Sie spürte keinerlei Schmerzen, keine Bewegungseinschränkungen oder ein Stranggefühl. und war sofort bereit, mit uns ein kurzes interview über ihre Eindrücke der nonthermischen VenaSeal®-Therapie zu führen!
Saphenion®: Der besondere Fall – Unser Fazit:
Die Therapie mit dem Venenkleber ist eben auch und besonders für ältere Patienten geeignet, bei denen eine Narkose nicht durchgeführt werden und die auch umgehend wieder mobilisiert werden sollten (Thromboseprophylaxe). Uns überrascht immer wieder, wie gut ältere Patienten die gleichzeitige Therapie an mehreren Stammkrampfadern mit dem Venenkleber VenaSeal® „wegstecken“, und umgehend wieder mobil sind.
Unser klares Statement nach 26 Jahren ambulanter operativer Therapie von Stammkrampfadern: Die Kathetertechnik, und hier besonders der nicht thermische Venenkleber haben den Therapierahmen auch für alte Patienten deutlich erweitert. Wir sind immer wieder erstaunt, wie gut diese Behandlungstechnik von dieser Patientengruppe vertragen wird und wie schnell eine Mobilisation möglich ist – und das ohne den belastenden Kompressionsstrumpf!
Medienbestätigung: Die Patientin hat uns die Nutzung von Krankengeschichte und das Interview schriftlich genehmigt!
Video / Foto: S. Nancy , Utzius
Links / Paper:
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