Saphenion®: Ärztemangel in Deutschland – die Ursachen
Saphenion®: Ärztemangel in Deutschland – Bei den niedergelassenen Ärzten in Deutschland ist seit 2018 ein Rückgang der Ärzte in eigener Praxis um 8% zu erkennen. Zunehmend ist dagegen die Zahl von Ärzten / Ärztinnen, die in Praxen oder medizinischen Versorgungszentren angestellt arbeiten, häufig halbtags, häufig mit einer Dreitage – / Viertagewoche. Hier zeigen die Zahlen der Bundesärztekammer inzwischen einen Anteil von 30%.
Ein weiteres Problem ist die Abwanderung von Ärzten aus Deutschland in das Ausland. Allein im Jahre 2023 verließen 2200 Ärzte das Land und suchten sich im Ausland ihren Lebensmittelpunkt.
Allerdings wurde in Deutschland auch eine deutliche Zunahme von Ärzten ohne deutsche Staatsbürgerschaft spürbar. Zum 31.12. 2023 waren es bereits 64 000 ausländische Ärzte – der Anstieg der bei Ärztekammern angemeldeten Ärzte ohne deutschen Pass stieg in 2023 um 14%.
Graphik: Bundesärztekammer
Saphenion®: Ärztemangel in Deutschland – der Ruhestand
Im Vergleich zum Jahre 2022 hat die Zahl der in den Ruhestand gegangenen Ärzte 2023 um weitere 4,1 % zugenommen. Inwischen geht die Bundesärztekammer von mehr als 100 000 in den Ruhestand gewechselten Ärzten aus. Weitere 97 000 Kollegen (ca. 23% aller berufstätigen Ärzte) sind inzwischen 60 Jahre oder älter und werden in kurzer Zeit ebenfalls in den Ruhestand wechseln.
Dabei gibt es in den einzelnen Fachgebieten auch noch Unterschiede. Ca. 25 % aller Chirurgen und 28% aller Frauenärzte sind über 60 Jahre alt, in der Allgemeinmedizin liegt diese Zahl bei 40% und bei den Psychotherapeuten sogar bei 60%!
Diese genannten Fachgebiete sind aber eben auch für die ambulante Praxistätigkeit sehr wichtig und eine tragende Säule für die Versorgung der Patienten. Die hohe Rate an in den Ruhestand wechselnde niedergelassene Fachärzte und Hausärzte bedeutet jedoch – bei fehlenden Nachfolgern – einen massiven Einbruch in der ambulanten Medizin!
Graphik: Bundesärztekammer
Saphenion®: Ärztemangel in Deutschland – fehlende Studienplätze, fehlende Bewerbungen
Zur Zeit gibt es in Deutschland ca. 12 000 Studienplätze für Humanmedizin. Diese Zahl liegt deutlich unter der Zahl beider deutscher Staaten in den 80er Jahren! Hier waren ca. 16 000 Studienplätze vorhanden. Diese vorhandenen 12 000 Studienplätze werden in der Regel jedoch auch nicht ausgelastet, da die Aufnahmekriterien, der numerus clausus, extrem hohe Anforderungen an die Bewerber und Bewerberinnen stellen. Und hier sind dann Frauen deutlich im Vorteil!
Nahezu zwei Drittel der neuen Medizinstudenten sind weiblich. Ende 2023 waren bereits annähernd 50% aller in der Praxis (Klinik, Ambulanz) tätigen Ärzte Frauen!
Diese Entwicklung gab es in unserem eigenen Erleben übrigens auch schon einmal in der DDR in den 70er Jahren. Die damaligen DDR – Staatsführung reagierte auf die wie oben beschriebene gleiche Situation der hohen Zahl weiblicher Medizinstudenten mit einer Erleichterung für männliche Studienbewerber für die Humanmedizin. Sowohl der notwendige Zensurendurchschnitt für die Bewerbungen zum Medizinstudium wurde herabgesetzt, als auch die gesellschaftliche Arbeit fand bei der Zulassung zum Studium Berücksichtigung.
Saphenion®: Ärztemangel in Deutschland – unsere Erfahrungen
In unserer nunmehr 36 – jährigen ärztlichen Arbeit haben wir in 2 Gesundheitssystemen arbeiten können. Die Erfahrungen in den beiden Systemen waren sehr verschieden.
Seit dem Beginn unserer Tätigkeit in eigener Praxis ab Februar 1997 waren wir direkt beteiligt und erlebten täglich die verschiedenen Erfahrungen unserer Patienten im Medizinsektor. Während der Arbeit in Berlin, wie auch bei der Arbeit in Rostock ab 2012 wurden wir zunehmend mit langen Wartezeiten und Terminvergaben von bis zu 1 Jahr Wartezeit konfrontiert. Unsere eigene Vorgabe in der praktischen Arbeit sah eine maximale Wartezeit auf Termine für unsere Patienten von 4 Wochen vor. Dies haben wir in aller Regel – auch durch interne Änderungen und Anpassungen im Praxisablauf – weitgehend einhalten können.
Ein sehr grosses Problem ist nach unserer Auffassung die heutige gesellschaftliche Anforderung an Ausbildungs – und Berufsausübung im medizinischen Bereich. Lange Ausbildungszeiten, geringe Anfangsgehälter (Praktisches Jahr in der Charité gegenwärtig ohne Gehalt!), Verantwortlichkeiten in wirtschaftlicher Hinsicht sowohl bei Klinik – wie auch Praxisärzten widerstreben vielen Kollegen und machen den Beruf zunehmend unattraktiv. Mehr als 30% der Medizinstudenten beginnen nicht in einem medizinischen Beruf, sie wechseln zu Pharmaunternehmen, Marketingagenturen und in den Journalismus.
Dazu kommen Honorartabellen, die seit 30 Jahren nicht aktualisiert worden sind – bei auch für Ärzte in der Praxis massiv gestiegenden Preisen für Strom, Heizung, Personal und die notwendigen medizinischen Produkte für die Berufsausübung. All dies macht die Möglichkeit einer ethischen Berufsausübung zumindestens fragwürdig.
Und aktuell führt die Diskussion um eine Militarisierung des Gesundheitssystems zusätzlich zu Fragen und fachlichem Desinteresse an einer medizinischen Berufswahl.
Zu guter Letzt bleibt für uns die Frage, wie die vielen – zunehmend älteren Patienten – mit der elektonischen Gesundheitskarte und dem elektronischen Rezept klar kommen sollen und dann auch immer länger währende Wartezeiten auf eine Arzttermin beim Hausarzt oder Facharzt tolerieren müssen.
Photos / Video: Utzius
Literatur:
https://www.kbv.de/html/themen_1076.php
https://www.aerzteblatt.de/archiv/225635/Aerztemangel-Schlechte-Aussichten
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/aerzte-ausland-100.html
https://www.zeit.de/2023/38/aertzemangel-ruhestand-praxen-fachkraeftemangel