Saphenion – Covid-19 Impfung / Thromboserisiko im Alter
Saphenion – Covid-19 Impfung / Thromboserisiko im Alter? Diese Frage stellt sich zwangsläufig, wenn Patienten und Kollegen über die neuen Richtlinien zum Einsatz des Covid-19 Impfstoffs AstraZeneca nachdenken. Nachdem zunächst ein Einsatz bei über 60-Jährigen nicht empfohlen wurde, ist diese Altersgruppe nunmehr im Ranking für den Impfstoff auf Platz 1 gesetzt. Warum dieser Sinneswandel, ist er gerechtfertigt? Besteht tatsächlich bei der älteren Generation ein geringeres Risiko für die aktuell beschriebenen Thrombosen mit teilweise tödlichem Ausgang?
Warum sollte das Thromboserisiko bei älteren Patienten (Generation 65+) in diesem einen speziellen Fall entgegen aller medizinischen Erkenntnisse und praktischen ärztlichen Erfahrungen ernsthaft niedriger sein? Grundsätzlich gilt doch, daß die Zahl an klinisch relevanten Thrombosen bei der Generation 65+ bei 102 Fällen je 100 000 Patienten liegt, während diese Zahl bei den 15 – 44-Jährigen 13 Fälle je 100 000 Menschen beträgt und bei der Gruppe der 44 – 64-Jährigen lediglich bei 35 Fällen je 100 000 Menschen. Das heißt, das allgemeine Risiko für eine Thrombose liegt bei jüngeren Patienten bei 13% (ein Achtel Risiko), bei der mittleren Generation bei 35% (ein Drittel Risiko) im Vergleich zur älteren Generation der über 60 Jährigen!
Unter diesem Aspekt ist es mehr als fragwürdig, nun die Ü60 mit einem nachweislich thrombosebildenden Covid-19 Vaccin zu belasten. Auch die Argumentation aktueller Erfahrungswerte sollte hier nicht gelten, denn in Einem sind sich alle klar, die ambulante Diagnostik von Thrombosen, egal welcher Lokalisation, ist beim älteren Patienten eher schwierig, da umfangreiche Labor – und technische Untersuchungen notwendig sind.
Saphenion – Covid-19 Impfung / Thromboserisiko im Alter: Die Entstehung
Zunächst gilt es festzuhalten, daß das bisherige Wissen über die Thromboseentstehung nach AstraZeneca-Impfung noch sehr lückenhaft ist. Vermutet wird ein Mechanismus, der einem bereits hinreichend bekannten Krankheitsbild dem sog. „H I T – Syndrom“ (heparininduzierte Thrombozytopenie = pathologische Absenkung der Thrombozytenzahl und dann Entstehung einer venösen und arteriellen Thrombose beliebiger Lokalisation) in vielen biochemischen Abläufen ähnelt. Die Fachleute sprechen inzwischen von einem “ V I P I T – Syndrom“ (Vaccine induzierte Immmunthrombozytopenie = Impfstoffinduzierter Immunologisch bedingter Abfall der Thrombozyten und dann Entstehung von arteriellen und venösen Thrombosen).
Warum dieses V I P I T dann allerdings nur die – bisher beschriebenen – Gehirnvenen und Darmvenen befallen sollte, bleibt unklar. Wir gehen davon aus, das H I T und V I P I T bei ganz ähnlichen biochemischen und immunologischen Abläufen eben auch an gleichen Lokalisationen thrombotische Veränderungen erzeugen werden. Beim H I T ist es wissenschaftliches Standardwissen, dass die meisten Thrombosen im Bereich der Becken – und Beinvenen und Arterien entstehen. Beim V I P I T sind bisher Thrombosen im Gehirn und im Bereich der Darmvenen beschrieben. Hier darf aber davon ausgegangen weden, dass weitere Lokalisation stattgefunden haben und lediglich statistisch nicht erfasst sind. Wir hatten aus unserer eigenen praktischen Tätigkeit bereits über die Diagnostik und Therapie einer Unterschenkelvenenthrombose 4 Tage nach der AstraZeneca – Impfung berichtet.
Inzwischen werden von der EMA auch Thrombose-Fälle beim Impfstoff von Johnson & Johnson untersucht.
Saphenion – Covid-19 Impfung / Thromboserisiko im Alter: Rote Hand-Brief von AstraZeneca
VAXZEVRIA/Covid-19 Vaccine Astrazeneca: Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und dem Auftreten von Thrombosen in Kombination mit Thrombozytopenie
Die Astrazeneca GmbH informiert im Einvernehmen mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über den Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und dem Auftreten von Thrombosen.
Zusammenfassung
- Ein kausaler Zusammenhang zwischen Impfungen mit Vaxzevria und dem Auftreten von Thrombosen in Kombination mit Thrombozytopenie wird als plausibel angesehen.
- Obwohl solche Nebenwirkungen sehr selten sind, übertraf die Anzahl die erwartete Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung.
- Es konnten noch keine spezifischen Risikofaktoren identifiziert werden.
- Angehörige der Gesundheitsberufe sollten auf die Anzeichen und Symptome von Thromboembolien und/oder Thrombozytopenie achten und die Geimpften entsprechend informieren.
- Die Anwendung dieses Impfstoffs sollte im Einklang mit den offiziellen nationalen Impfempfehlungen erfolgen.
Saphenion – Covid-19 Impfung / Thromboserisiko im Alter: Unsere Meinung
Aus unserer Sicht ist es unverantwortlich, einen vorhandenen Impfstoff mit nachweislich häufiger auftretenden Komplikationen an den Gefäßen nunmehr nur für die älteren Patienten vorzuhalten, ja geradezu zu empfehlen. Dies entspricht in keiner Weise unseren klinischen Erfahrungen und der medizinischen Wirklichkeit. Bei ähnlicher pathologischer Wirkung zweier nahezu identischer biochemischer und immunologischer Abläufe (HIT, VIPIT) darauf zu schließen, dass Patienten > 60 Jahre besser geschützt sind und diese Nebenwirkungen nicht auftreten werden, ist ethisch und praktisch medizinisch weltfremd. Die Gründe für diese Sichtweise können wir nicht nachvollziehen noch erklären.
Wir bleiben bei unserem Vorschlag, für die Covid-19 – Impfungen verschiedene Risikogruppen zu bilden und dann schon prophylaktisch entsprechende Vorkehrungen zu planen. Es gibt keine sachlichen noch medizinischen Gründe, der Ü60 Generation hier schon im Voraus eine Immunität vor bereits bekannten Komplikationen zu zu sprechen. Ganz im Gegenteil ist zu vermuten, dass die jetzige Entwicklung wesentlich schwerere Komplikationen zur Folge haben kann. Ob diese für die relevante Ü60 – Altersgruppe selektiv statistisch erfasst werden, darf hinterfragt werden.
Der ältere Patient gehört nicht auf das Testfeld für in überaus kurzer Zeit neuentwickelte Antivirus-Impfstoffe.
Aktuell 6.5.2021 Berliner Zeitung:
Corona-Impfung: Experten sehen Risiken bei Astrazeneca auch für Ältere!
Aktuell 6.5.2021 FR:
Aktuell kommt im Mai 2021 diesbezüglich eine wissenschaftliche Arbeit aus den USA. Diese bestätigt erstmals, daß Covid-19 eine Gefäßerkrankung ist!
Photos: Utzius
Referenzen / Links:
Zuurbier SM, Hiltunen S, Lindgren E, Silvis SM, Jood K, Devasagayam S, Kleinig TJ, Silver FL, Mandell DM, Putaala J, Tatlisumak T, Coutinho JM. Cerebral Venous Thrombosis in Older Patients. Stroke. 2018 Jan;49(1):197-200. doi: 10.1161/STROKEAHA.117.019483. Epub 2017 Dec 4. PMID: 29203685.
Ferro JM, Canhão P. Cerebral venous sinus thrombosis: update on diagnosis and management. Curr Cardiol Rep. 2014 Sep;16(9):523. doi: 10.1007/s11886-014-0523-2. PMID: 25073867.
Di Nisio M, van Es N, Büller HR. Deep vein thrombosis and pulmonary embolism. Lancet. 2016 Dec 17;388(10063):3060-3073. doi: 10.1016/S0140-6736(16)30514-1. Epub 2016 Jun 30. PMID: 27375038.
https://de.rt.com/inland/115477-covid-19-impfungen-mit-nebenwirkungen/
https://gth-online.org/wp-content/uploads/2021/03/GTH_Stellungnahme_AstraZeneca_engl._3_22_2021.pdf
https://www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/1999/11-1999/AI991187.PDF
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/heparininduzierte-thrombozytopenien-200555
https://www.phlebology.de/patienten/venenkrankheiten/thrombose/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152970/umfrage/altersspezifische-fallzahl-von-thrombose-seit-2000/
https://www.coliquio.de/wissen/covid-19-praxis-100/astrazeneca-hintergrund-stiko-100