Saphenion®: Therapie Fremdkörperreaktion Venenkleber

Saphenion®: Therapie Fremdkörperreaktion Venenkleber – der Venenkleber Cyanoacrylat ist chemisch seit 1938 bekannt und seit Beginn der 1960er Jahre medizinisch im Einsatz. Zunächst bei den Zahnärzten eingesetzt, wurde recht schnell auch die Therapie von Verletzungen des Trommelfells und der Luft – / Speiseröhre begonnen. Auch die Versorgung von Platzwunden und Schnittverletzungen wurde von Unfallchirurgen und Kinderchirurgen eingeführt. Nach der Zulassung des Bioklebers Cyanoaccrylat auch zum Einsatz im Körperinneren wurden recht bald Organeinrisse des Brust – und Bauchraums, als auch Verletzungen von Gefäßen, mit dem Kleber therapiert.

Ende der 70er Jahre begann auch der Einsatz von Gefäßveränderungen im Bereich der Schädel – und Gehirngefäße, sowohl in offener Op-Technik, als auch mittels Kathetertechniken. Es war Sylvester 2003, als ein bekannter amerikanischer Neuroradiologe, Rod Raabe, bei einer Silvesterparty in New York die naheliegende Frage stellte, ob nicht auch ein Einsatz des Bioklebers bei Krampfaderrn möglich wäre. Und es wurde tatsächlich eine Firma gegründet, die mit der Entwicklung von Katheter und Kleber für die Krampfadern begann – SAPHEON.

Nach 8 Jahren laborchemischer Arbeit und klinischen Studien wurde der Venenkleber mit dem Namen „VenaSeal®“ dann in Europa von der Europäischen Gesundheitsbehörde allgemein für die Therapie von Stammkrampfadern zugelassen.

Nach der Zulassung ab 2014 / 2015 in den USA und Kanada wurde in Hinblick auf die guten therapeutischen Ergebnisse mit deutlich geringeren Nebenwirkungen und deutlich verkürzter Ausfallzeit der Venenkleber in Amerika in 2018 zur Versicherungspflichtleistung.

Unsere Praxis begann als dritte Praxis in Deutschland, nach Prof. Pröbstle in Mannheim und Dr. Alm in Hamburg, ab 1.8.2012 mit der Therapie von Stammkrampfadern mit dem Venenkleber „VenaSeal“.

Als vordergründige Nebenwirkung des Verfahrens traten in den ersten 2 Jahren vermehrt Gefäßentzündungen auf – zunächst als Allergien angesehen – inzwischen aber als Fremdkörperreaktion definiert.

Typisch für diese Fremdkörperreaktion waren Strangbildungen entlang der therapierten Venen mit Rötungen im Haut – / Unterhautgewebe, insbesondere im Bereich oberhalb der Knieregion. Mit der Therapie beginnend sahen wir bei ca. 15 – 20% aller Patienten diese Reaktion eines sichtbaren roten Venenstrichs, ähnlich einer Venenthrombose. Diese war es jedoch nicht, es war eine immunologische Reaktion auf den Kleber. Dieser Kleber wurde in der Regel über einen längeren Zeitraum von 12 – 24 Monaten im therapierten Gefäß abgebaut.

Die Anlage eines alkoholischen Kühlverbandes ab 2014 reduzierte diese Fremdkörperreaktion auf 8 – 9% der behandelten Venen. Zusätzliche Gabe von Prednisolon über 5 Tage beschleunigte die Rückbildung der Reaktion ebenfalls deutlich.

Ab 2016 wurde bei uns zusätzlich unmittelbar post operativ mit eine Vacuum – Kompressions – Therapie der behandelten Beine gleich nach der durchgeführten Krampfader – Therapie begonnen. Der Venenkleber zeigte sich bereits weitgehend schmerzarm und die Patienten konnten diese zusätzliche Maßnahme gut tolerieren. Eine weitere Verringerung der Nebenwirkungsrate auf 6,8% wurde durch diese weitere ergänzende prophylaktische Therapie erreicht werden.

In 2020 wurde erstmals in der internationalen Literatur über den Einsatz von hochdosierten Antihistamin – Tabletten zur Therapie der bekannten Fremdkörperreaktion berichtet. Antihistaminika sind wegen ihrer guten Wirksamkeit gegen allergische Symptome von Atemwegen und Haut in der Therapie fast unverzichtbar. Allerdings sind diese hochdosierten Antihistaminika – Medikamente eben nicht nebenwirkungsfrei!

Allerdings werden sie heute auch vermehrt zur Therapie der Fremdkörperreaktion nach Venenkleber – Therapie von Stammkrampfadern verordnet oder empfohlen!

Nebenwirkungen und Nachteile von Antihistaminika

  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schwindel

Zudem besteht bei der Medikamenteneinnahme je nach Produkt die Gefahr, dass es zu Wechselwirkungen kommt: Die Einnahme von Antihistaminika kann eventuell die Wirkung anderer Medikamente, wie etwa Schmerz – / Schlafmedikamenten oder Antidepressiva, verstärken. Bevor mit der Einnahme beziehungsweise Anwendung der Antihistaminika begonnen wird, sollte darum immer eine ärztliche Beratung erfolgen.

Vielle Immunologen und Allergologen beurteilten wegen der Gefahr der Überdosierung und Medikamenten – Interaktionen deshalb den Verkauf von Antihistaminika sehr kritisch. Vielmehr muß – im speziellen Fall – auch der niedergelassene Venen – / Gefäßspezialist hier eine wichtige Beratungsfunktion wahrnehmen. Er muß dem Patienten klarmachen, welches individuelle Risiko bei ihm wegen seiner Grundkrankheiten und Komedikation vorliegt. Eine einfache Abgabe des Medikamentes zur Therapie der Venenkleber – Fremdkörperreaktion ist deshalb kritisch zu hinterfragen.

Es fehlen auch die Langzeitergebnisse eine prophylaktischen Komponente der Antihistamin -Therapie nach dem Venenkleber.

Wir führen seit 56 Monaten eine Verlaufsstudie mit dem Einsatz von Vacuum – Kompression und simultan von Sauerstoff – Mehrschritt – Therapie unmittelbar nach den durchgeführten Kathertherapie von Krampfadern mit Venenkleber oder Mikroschaum durch.

Wir haben bereits mehrfach den Vorteil dieser Therapiekombination im Rahmen der Vorbeugung von Fremdkörperreaktionen und Venenentzündungen nach erfolgter Therapie mit Venenkleber oder / und Mikroschaum im Verlauf von nunmehr 56 Monaten Einsatz beschriebenen. Weiterhin zeigte sich eine sehr gute Heilung der Punktionspunkte und eine schnelle normale Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke.

Durch den vorbeugenden Einsatz dieser Therapie konnten wir seit 2020 eine weitere deutliche Minimierung der genannten Nebeneffekte Fremdkörperreaktion (jetzt 3,6%), als auch von Venenentzündungen nach Mikroschaum (unter 0,5%) kontinuierlich berichten.

Saphenion®: Therapie Fremdkörperreaktion Venenkleber – Eine aktive prophylaktische medikamentöse Therapie bestehender Nebenwirkungen im Sinne der Vorbeugung mittels Antihistaminika – Medikation halten wir nicht für indiziert. Als Prophylaxe von Fremdkörperreaktionen nach dem Venenkleber oder auch Venenentzündungen (OVT) nach der Mikroschaumtherapie hat sich in den letzten 56 Monaten die Vacuum – Kompression und simultan die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) entwickelt und ergebnisorientiert auch bestätigt.

Eine Fremdkörperreaktion tritt in ca. 3.6% aller behandelten Venen auf und ist in der Regel durch die genannten ganzheitlich medizinischen Maßnahmen (Massage / SMT) sehr gut therapierbar. In einzelnen Ausnahmefällen ist eine 3 – 5 tägige Gabe von niedrig dosierten Prednisolon – Tabletten 2 x 5mg / Tag) sehr gut steuerbar und auch sehr gut verträglich.

Die primäre Gabe von Antihistaminika – Medikamenten hat keine prophylaktische Wirkung und ist aus unserer langjährigen Erfahrung heraus – auch in Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen dieser Medikamente – bei der Therapie mit dem Venenkleber „VenaSeal“ nicht als Prophylaxe von eventuellen Fremdkörperreaktionen notwendig.

Andreas Pasternack und Gregory im Foyer Hotel Neptun Warnemünde zum Jahreswechsel 2025

Photos / Video: Utzius, Nina

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https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie/allergie-medikamente/antihistaminika

https://www.aerzteblatt.de/archiv/3819/Antihistaminika-In-einzelnen-Faellen-kardiotoxisch

https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie/allergie-medikamente/antihistaminika#:~:text=Dennoch%20sind%20solche%20Wirkungen%20(z.B.,zählen%20Kopfschmerzen%2C%20Mundtrockenheit%20und%20Schwindel.