Saphenion®: Stammkrampfadern kleben – schon Sauerbruch tat es.

Saphenion®: Stammkrampfadern klebenschon Sauerbruch tat es. Seit Mitte der 20er Jahre wurden Stammkrampfadern mittels Zuckerlösungen verödet und verklebt.

Mikroschaum wird seit Beginn der 2000er auch zur Therapie von Stammkrampfadern eingesetzt. Dabei ist die Idee des Verklebens von Krampfadern nicht neu: Bereits in den 20 er Jahren wurden Krampfadern mit Kalorose, einer 40% Glucoselösung, verödet und verklebt. 

Auch der Nestor der deutschen Verödungstherapie, Paul Linser, wechselte nach seinem Umzug nach Berlin 1924 von der Kochsalzverödung zur Verklebung mit Zuckerlösungen.

Seit Ende der 20er Jahre (Behandlungsrichtlinie 1930) war selbst bei Ferdinand Sauerbruch in der Chirurgischen Klinik der Berliner Charitè das Stripping komplett out und durch die Verklebung mit Zuckerlösungen ersetzt worden.

Mit dem Erfolg des neuzeitlichen Venenklebers ab 2011 (Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde) lag die Idee nahe, den Mikroschaum weiter zu entwickeln. Dabei ist das Kleben von Venen schon ab Mitte der 20er Jahre in vielen deutschen Kliniken durchgeführt worden. Die bekannten technischen und chemischen Möglichkeiten, verbunden mit der seit Mitte der 90er Jahre praktizierten Mikroschaumtherapie, führen fast zwangsläufig zu einer Kombination dieser Techniken. Klebender Mikroschaum (Sealing Foam) ist eine der möglichen Variationen.

Der Mikroschaum zur Behandlung von Krampfadern ist seit 1938 bekannt. Er hat sich in den 90er Jahren als feste Therapie von Krampfadern und Besenreisern etabliert. Das Behandlungsmanagement des Krampfaderleidens wurde eindeutig erleichtert und die Therapie wurde schonender.  Ergänzend dazu eine klebende Komponente zu finden musste nichts Neues gesucht werden. Es gab zum Kleben von Krampfadern bereits die oben beschriebenen klinische Erfahrungen aus den 20 – 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Seit 2010 hat auch die FDA (Food and Drug Administration) in den USA die Mikroschaumtherapie mittels Äthoxysklerolschaum zur Therapie von Krampfadern zugelassen und als „gold standard“ der Besenreiser – und Netzvenentherapie erklärt. Leitlinien zur Mikroschaumtherapie gibt es seit 2003 auch in Deutschland.

Insgesamt haben wir seit Dezember 2001 Mikroschaum in 23239 Mikroschaum – Sitzungen erfolgreich eingesetzt.

In den letzten 122 Monaten (1/2015 – 12/2024)  wurden bei Saphenion 11396 Mikroschaumbehandlungen durchgeführt. In 2551 Fällen wurden Stammkrampfadern behandelt. Dies waren in 854 Fällen eine Saphena parva – Varicosis, 439 Patienten mit einer Saphena magna – Varicosis, in 1258 Fällen eine Saphena akzessoria ant. – Varicosis. Zusätzlich wurde in 89 Fällen die Giacominivene / Femoropoplitealvene an Oberschenkel und Unterschenkel therapiert. Der Altersdurchschnitt der Patienten in dieser Therapiegruppe  betrug 56 Jahre ( 18 – 94 Jahre).

Es wurde 0,25 % – 3 % Ethoxisklerol eingesetzt und mit einer  – bereits seit Mitte der 20er Jahre auch bei Stammvenen eingesetzten – intensiv klebenden sterilen Flüssigkeit verschäumt.

Die Behandlungsdauer lag im Durchschnitt bei 26 min. ( 5 – 48 min), eine Anästhesie war in keinem Fall notwendig. Eine simultane Therapie an beiden Beinen oder auch von Seitenästen und Besenreisern ist möglich, wenn die in den Leitlinien zur Mikroschaumtherapie erfasste Maximalmenge zur Mikroschaumanwendung nicht überschritten wird. Der präoperative Durchmesser der Krampfadern lag bei 4,7 mm ( 2,3 mm – 10,5 mm).  Der Durchmesser der behandelten Venen 9 – 12 Monate nach Sealing Foam betrug 2,3 mm (0,5 – 7,5 mm).

Die Therapie mit klebendem Mikroschaum war bei inkompletten Stammkrampfadern der Vena saphena magna und parva in 94,7% erfolgreich. Diese Venen waren nach 122 Monaten verschlossen. Ähnlich gut zeigen sich auch die Ergebnisse für die Parvavaricosis. Hier zeigte sich eine Verschlussrate von 93,2 %. Bei der Therapie der kompletten Magnavaricosis zeigte sich eine Verschlussrate von 88,9 %.

Nebenwirkungen waren ausgesprochen selten. In weniger als 8 % aller Fälle sahen wir eine längerfristige Braunverfärbung (Ecchymosis), in 2 Fällen  entwickelten sich mehrere Punktionsulcera nach der Therapie. In 31 Fällen mussten post op Venenentzündungen therapiert werden.

Eine tiefe Venenthrombose wurde nach nur 32 Behandlungen gesehen (bei einer Thromboseprophylaxe einmalig intra op mit Aixtra 2,5mg).

Von neurologischen Komplikationen wurde von unseren Patienten  nicht berichtet. Diese sind häufig bei der radikalen chirurgischen Therapie (25 – 50 %) und auch den thermischen Verfahren ( ca. 20 – 25 %) zu beobachten.

In 17 Fällen musste eine posttherapeutische Migräneattacke nachbehandelt werden.

Verhärtungen im Venenverlauf und Stranggefühl entlang der behandelten Vene  wurden häufig beschrieben, auch Muskelkater oder ähnliche Erscheinungen wurden des Öfteren genannt.

Die Therapie mit Klebendem Mikroschaum ist sehr gut auch für die Behandlung der Stammvaricosis schmalkalibriger Stammkrampfadern geeignet. Wir setzen aktuell Sealing Foam bei Stammkrampfadern ein, wenn der Durchmesser der Vene in der Ultraschalluntersuchung ca. 6 mm nicht übersteigt.

Im Vergleich zur radikalen chirurgischen Therapie und auch den heute vielfach eingesetzten thermischen Verfahren ist die Nebenwirkungsrate des Sealing Foam geringer. Dies gilt insbesondere für die Therapie am Unterschenkel.

Eine Anästhesie ist nicht notwendig. Kompressionsstrümpfe werden von uns für 10 – 21 Tage – und belastungsadaptiert – empfohlen.

Im Vergleich zum Venenkleber sticht ein erheblicher Kostenvorteil ins Auge. Allerdings ermöglicht der Venenkleber eine Therapierbarkeit aller behandlungspflichtigen Stammvenen simultan in einer Sitzung. Dies ist mit dem Klebenden Mikroschaum so umfassend nicht erreichbar, da die Einsatzmenge je Sitzung limitiert ist. Ausserdem ist die Effektivität des Mikroschaums bei der Behandlung der Stammkrampfadern im Vergleich zum Venenkleber sehr abhängig vom Venendurchmesser und den venösen Druckverhältnissen in den Stammkrampfadern. Andererseits ist aber eine Therapie von Seitenast – und Netzkrampfadern simultan möglich.

Der Klebende Mikroschaum ist auch für Krampfadern größerer Durchmesser bis zu 0,6 cm) einsetzbar, jedoch ist nach unseren Erfahrungen ein sehr guter Therapieeffekt bis zu einem Venendurchmesser von 5 mm sicher.

Bei allen größeren Durchmessern zeigt die Anwendung von Venenkleber, Laser oder Radiowelle eine höhere Verschlusseffektivität. Hierbei gilt es aber auch zu berücksichtigen, das thermische Verfahren insbesondere am Unterschenkeln Schäden an peripheren Nerven setzen können.

Klebender Mikroschaum bei der Stammvaricosis wird von uns nach Rücksprache mit unseren Patienten inzwischen konsequent eingesetzt. Mit den erworbenen Erfahrungen lässt sich das Indikationsprofil weiter individualisieren. Der Patient erhält umfassendere Informationen zur eigenen Therapieentscheidung. Es steht uns neben dem non thermalen Venenkleber ein zweites effektives – non thermales, non tumeszentes – minimalinvasives endovenöses Verfahren zur Verfügung.

Photos / Video: Utzius

Links / News:

  1. http://www.ejves.com/article/S1078-5884(15)00097-0/abstract
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  3. http://www.der-niedergelassene-arzt.de/fileadmin/user_upload/zeitschriften/vasomed/Artikel_PDF/2017/01-2017/Murena.pdf
  4. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26557230
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  10. https://www.der-niedergelassene-arzt.de/praxis/sklerosierungstherapie-von-der-fluessig-zur-schaumveroedung/105,878,573,280/4c7d5327196d06207954826f4defa702/?tx_news_pi1%5Bcategories%5D=22_
  11. https://www.der-niedergelassene-arzt.de/praxis/bewegung-nach-der-sklerotherapie/category-6/105,878,528/236cc062f2899eacff25a57524e32e7a/
  12. Bier,Braun Kümmel: Chirurgische Operationslehre, begründet. von F. Sauerbruch; Johann Ambrosius Barth, Leipzig; 1958
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